Beitrag von Valeria Goatham, Schülerin am Colegio Episcopal in Panama City
Aktuell besuche ich die 12. Klasse des “Colegio Episcopal”, einer Hochschule im Zentrum von Panama City. Hier in Panama lernen Schüler ab der 1. Klasse der Grundschule über die Geschichte unseres Landes. Anfangs werden den Grundschülern natürlich die allgemeinen Daten unserer Geschichte vermittelt. Später dann, in den höheren Klassen lernt man detaillierter zu jedem Ereignis. In der letzten Jahrgangsstufe stehen im Geschichtsunterricht dann vor allem die Beziehungen zwischen Panama und den Vereinigten Staaten auf dem Lehrplan.
Auch wenn Panama – verglichen mit anderen Ländern – vielleicht keine so lange Geschichte hat, gibt es hier dennoch eine ganze Reihe an verschiedenen Nationalen Feiertagen.
Los geht es mit dem 3. November, an dem wir die Unabhängigkeit von Kolumbien aus dem Jahre 1903 feiern. Am 4. November zelebrieren wir den Tag unserer panamaischen Flagge, unseres Wappens und unserer Landessymbole, wie dem Nationalbaum (Panama-Baum; Sterculia apetala), die “Holy Spirit” Orchidee, unsere Währung (Balboa), unseren Nationalvogel, die Harpyie (Harpia harpyja) und viele weitere. Manuel E. Amador schuf die Landesflagge, als Panama sich von Kolumbien trennen wollte. Eine eigene Flagge war natürlich ein wichtiges Symbol zur Repräsentation des neuen unabhängigen Staates. Jede verwendete Farbe hat dabei eine eigene Bedeutung: das Blau steht für die konservative Partei, das Rot repräsentiert die Liberale Partei, während die weiße Farbe für Frieden und Einheit steht. Der blaue Stern symbolisiert Reinheit und Ehrlichkeit, der rote Stern Autorität und Rechtsstaatlichkeit. Am 5. November wiederrum gedenken wir dem Beginn der Unabhängigkeitsbewegung Panamas von Kolumbien, welche zu diesem Datum im Jahr 1903 in Colón ihren Ursprung fand. Der 10. November ist dem ersten Ausruf der Unabhängigkeit von Spanien aus dem Jahr 1821 in La Villa de los Santos (Provinz Los Santos) gewidmet. Am 28. November schließlich feiern wir die Unabhängigkeit Panamas von Spanien aus dem Jahre 1821.
Für uns Einheimische ist es sehr wichtig, all diese Daten und Geschehnisse zu kennen und jedes Jahr aufs Neue daran zu erinnern und zu gedenken. Traditionell feiern wir unsere Nationalfeiertage mit einem großen Umzug. Bei diesen Paraden nehmen Schüler, Feuerwehrleute und die Polizei teil und spielen auf Instrumenten verschiedene nationale Lieder. Eine besondere Ehre gebührt den jahrgangsbesten Schülern, die mit der Landesflagge und der Schulflagge in der Hand ihre jeweilige Schulkapelle anführen dürfen. Landesweit, in jeder privaten oder öffentlichen Schule studieren die Schüler im Alter zwischen dreizehn und achtzehn Jahren das ganze Jahr über eine Reihe von Musikstücken ein und bereiten sich auf den Umzug vor. Die Schüler erlernen dabei unterschiedliche Instrumente, wie zum Beispiel Trompete, Posaune, Saxophon, Becken, Trommel oder Flöte.
Mädchen können außerdem als sogenannte “Banderolas” an den Paraden teilnehmen. “Banderolas” sind Fahnenträgerinnen, die mit speziell gefertigten Fahnen Choreographien einstudieren und bei den Umzügen für eine tolle Show sorgen. Ich bin eine “Banderola”. Viele Leute glauben jetzt vielleicht, dass dieser Job einfacher ist als ein Instrument zu spielen und Lieder einzuüben. Aber es ist harte Arbeit. Wir trainieren viel, um die Darbietungen der letzten Jahre noch zu toppen. Deshalb müssen wir auch immer neue Tricks und Choreographien erfinden und einstudieren, um das Publikum zu begeistern. Letztes Jahr waren wir zwölf Mädchen, und so war es nicht einfach bei den Bewegungen immer synchron zu sein.
In meiner Schule trainiert das Schulorchester seit dem Beginn des Schuljahres im März jeweils zwei Stunden an zwei Tagen pro Woche, also vier Stunden wöchentlich. Die Teilnahme an den Umzügen ist dabei nicht freiwillig, sondern für alle Schüler spätestens ab dem dritten Jahr vor dem Abschluss verpflichtend. Ohne die Teilnahme erhält man auch kein Abschlusszeugnis! Aber viele Schüler treten dem Ensemble sowieso schon sehr viel eher bei, denn es ist eine tolle Möglichkeit andere Schüler kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen. Für Schüler, die nicht Teil der Hauptgruppe sind, gibt es aber auch die Möglichkeit, die letzten drei Jahre vor dem Abschluss am Tag des Umzugs hinter der Kapelle zu gehen und somit auch teilzunehmen.
Für dieses Jahr, mit der COVID-19 Problematik, plant das Bildungsministerium gemeinsam mit der Regierung die Veranstaltungen zu den Nationalfeiertagen online stattfinden zu lassen. Die Idee ist, dass jeder Schüler ein kleines Video von zuhause aus aufnimmt und die Schule diese Clips zusammenschneidet. Alle Videos der Schulen sollen dann am Tag des geplanten Umzuges im nationalen Fernsehen ausgestrahlt werden.
Ich war nun schon drei Jahre in der Kapelle und es hat mir immer sehr viel bedeutet Teil davon zu sein und es hat mich zu einer stolzen Panamaerin gemacht. Ich konnte so viel über unsere Geschichte und die Wichtigkeit dieser Nationalen Feiertage für uns lernen. Darüber hinaus bleiben natürlich viele schöne Erinnerungen mit meiner Schule und meinen Freunden aus den letzten Jahren, die ich nie vergessen werde. Ich hoffe, ich kann auch die zukünftigen Nationalen Feiertage - dann nicht mehr als Teil der Kapelle, aber in anderer Form – feiern und den wichtigen Tagen unserer gemeinsamen Geschichte des Landes gedenken.
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